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Motorradratgeber

Welche Motorräder haben ABS?

Das Antiblockiersystem für Motorräder

Bild Motorradanzeige mit gelben ABS-Zeichen Das ABS verhindert das Blockieren der Räder bei einer starken Bremsung. (Einfach klicken zum Vergrößern)

Stark erhöhten Unfallschutz in brisanten Situationen bietet das sogenannte Antiblockiersystem, kurz ABS. Diese, aus der Automobilbranche stammende Technik, verhindert das Blockieren der Räder bei starken Bremsungen und trägt so dazu bei, die Manövrierfähigkeit zu erhalten und einem womöglichen Überschlagen vorzubeugen. Mittlerweile wird dieses System dank seiner hohen Wirksamkeit auch auf Motorräder übertragen, was denkbar sinnvoll ist, da ein Überschlag gerade für Fahrer eben jener Fahrzeuge fatale Folgen haben kann. Zunächst nur als Sonderausstattung, mittlerweile aus Gewohnheit und ab Januar 2016 dann auch verpflichtend, ist das ABS gegen Aufpreis für die meisten Modelle verfügbar. Da allerdings nicht jedem Kunden Millionen-Summen zur Verfügung stehen, ist es notwendig zu betrachten, welche Motorräder mit dieser Bremsunterstützung in einem Preisbereich von ca. 4000 Euro erwerbbar sind. Im Folgenden finden Se daher eine Auflistung der gängigen Modelle.

Entwicklungsgeschichte des modernen ABS

Das ABS hat eine lange und interessante Entwicklungsgeschichte, die bis in das frühe 19. Jahrhundert zurückreicht. Im Jahr 1903 hat der Franzose Paul Hallot ein Patent für einen für damalige Verhältnisse revolutionären Bremskraftregler für Eisenbahnfahrzeuge angemeldet. Im Laufe der Zeit wurde das Prinzip des Bremskraftreglers von Paul Hallot fortwährend weiterentwickelt und in anderen Einsatzgebieten wie beispielsweise Luftfahrt erprobt.

Es sollten aber noch mehrere Jahrzehnte vergehen, bis die Technik so ausgereift war, dass diese für den Massenmarkt produziert werden konnte. Der erste PKW mit einem modernen AB-System war der Jensen-FF aus dem Jahr 1966, der mit einem Dunlop-Maxaret ABS versehen war. Das Fahrzeug konnte mit einem für die damalige Zeit Maximum an aktiver Fahrsicherheit überzeugen, so dass kurz darauf weitere Hersteller Fahrzeuge mit ABS auf den Markt brachten. Dank dem klaren Sicherheitsvorteil von AB-Systemen konnte sich diese innovative Technologie bei Personenkraftwagen bereits in den Anfangsjahren durchsetzen.

Bei Motorrädern sah die Situation jedoch bis 2016 ganz anders aus. Dabei bringt ABS insbesondere bei Motorrädern ein hohes Maß an Sicherheit mit. Denn für die Fahrstabilität ist es von elementarer Bedeutung, dass die Räder bei einer Vollbremsung nicht blockieren und damit die Stabilität des Motorrades nicht negativ beeinflussen. Am 1. Januar 2017 trat eine verbindliche EU-Verordnung in Kraft, die vorschreibt, dass alle neu zugelassenen Motorräder mit einer Leistung über 11 kW und über 125 cm³ Hubraum serienmäßig mit einem AB-System ausgestattet sein müssen.

Geschichte und Verbreitung des Antiblockiersystems für Motorräder

Bild blaues Motorrad Die BMW K-100 Modelle waren die ersten Modelle mit optionalem ABS.

Das weltweit erste ABS für Motorräder wurde im Jahr 1985 von dem britischen Unternehmen Lucas Girling der Öffentlichkeit präsentiert. Der erste Serien-Hersteller von AB-Systemen für Motorräder war die FTE automotive Gruppe mit Hauptsitz in Ebern in Unterfranken, die damals noch als Tochterunternehmen der Firma FAG Kugelfischer angehörte. Das ABS für Motorräder feierte im Jahr 1988 sein Debüt. Es wurde nämlich bei den BMW K-100 Modellen als optionale Ausstattung angeboten und kostete rund 2000 DM Aufpreis. Der japanische Motorradhersteller hat seit Mitte der 1980er Jahre an seinem eigenen AB-System gearbeitet und hat dieses im Februar 1990 der Öffentlichkeit vorgestellt.

Als erstes Yamaha-Motorrad von die FJ 1200 im Jahr 1991 mit dem proprietären ABS der Japaner ausgestattet, das sich durch ein weniger starkes Bremsnicken als das FTE-System auszeichnete. In den folgenden Jahren kamen zunehmend immer mehr Motorrad-Modelle unterschiedlicher Hersteller mit ABS auf den Markt. So brachte Honda die 1992 ST 1100 Pan European mit AB-System auf den Markt. Seit 1993 war ABS gegen Aufpreis für die neuen 4-Ventil-Boxern von BMW optional erhältlich. Der große Durchbruch der AB-Technologie bei Motorrädern wurde 2004 eingeläutet, als sich Honda dazu verpflichtete, ab 2010 jedes neue Motorrad-Modell über 250 cm³ mit einem optional erhältlichen ABS anzubieten. Heutzutage umfasst das Angebot an Motorrädern, die mit ABS versehen sind, mehr als 300 Modelle unterschiedlicher Hersteller.

Funktionsweise eines ABS

Die Funktionsweise eines modernen ABS basiert auf einem denkbar einfachen Prinzip. Durch den Einsatz eines performanten Indukationsgebers, der an einer Loch- bzw. Zahnscheibe montiert ist, wird an jedem Rad die Raddrehzahl gemessen. Falls eine drohende Radblockade vom System erkannt wird, senkt das ABS automatisch den Bremsdruck so lange, bis die Räder wieder rollen. Die Senkung des Bremsdrucks wird durch eine Volumenvergrößerung erreicht, die direkt im Modulator vollzogen wird. Nachdem die Räder wieder rollen, wird der Bremsdruck durch das System wieder erhöht und damit ein erneuerter Regelvorgang gestartet.

Die Veränderungen des hydraulischen Drucks werden durch Kolben oder Ventile erreicht. Das Herzstück eines jeden AB-Systems stellt eine zentrale Steuereinheit dar, die die umfangreiche Signalverarbeitung übernimmt und in der Lage ist bis zu 3000 Impulse pro Sekunde zu verarbeiten. Moderne AB-Systeme sind mit einer Reihe unterschiedlicher Funktionen ausgestattet, die eine einwandfreie Funktion des Systems gewährleisten. So erfolgen beispielsweise beim Einschalten des ABS nach Überschreitung der festgelegten Mindestgeschwindigkeit Selbsttests. Diagnostizierte Fehler werden in einer Datenbank abgespeichert, um die Fehlersuche bei Reparatur- und Wartungsarbeiten zu erleichtern. Die Aktivität des ABS spürst Du durch ein schwächeres Pulsieren im Hand- oder Fußbremshebel. Bei neueren Modelle ist dies jedoch kaum mehr spürbar.

Unterschiedliche Systeme

Im Laufe der Jahre haben sich unterschiedliche AB-Systeme durchsetzen können, so dass die Systeme heutzutage je nach Hersteller unterschiedlich sind. Die hydraulische Druckregelung wird entweder mittels elektronisch geregelter Magnetventile (Ducati, BMW) oder über das sogenannte Plunger-System (Honda) geregelt. Die verschiedenen Systeme unterschieden sich teils gravierend voneinander, so dass nicht nur die Regelfrequenz, sondern auch die Regelgüte je nach System weit auseinanderliegen.

Bei der ersten Generation des ABS für Motorräder (ABS 1) wurde die Hydraulik maximal 7 Mal pro Sekunde geregelt. Moderne Systeme besitzen jedoch eine Regulierungsfrequenz von bis zu 15 Regelvorgängen pro Sekunde, wodurch sie viel sicherer und zuverlässiger sind als ältere Systeme. Die bekanntesten Systeme, die heute noch in diversen Motorrädern eingesetzt werden sind:

Bild rote Honda mit Logo Das CBS-ABS wurde von Honda entwickelt.
  1. Single-ABS - Bei dem Single-Antiblockiersystem handelt es sich um das erste ABS, das bei Motorrädern eingesetzt wurde. Der erste Prototyp dieses Systems wurde im Jahr 1985 von Lucas Girling entwickelt. Bei dem mechanisch-hydraulischen System kam ein einfaches Feder-Masse-System zum Einsatz, das die drohende Radblockade mittels Fliehkraft erkannte, wobei der Bremsdruckabbau über Ventile geregelt wurde. Heutzutage sind Single-Systeme der 6. Generation erhältlich, die in aktuellen Motorradmodellen unterschiedlicher Hersteller zum Einsatz kommen.
  2. CBS-ABS - Das CBS-ABS wird von Honda entwickelt und kommt seit 1996 in unterschiedlichen Honda-Modellen zum Einsatz. Bei diesem System werden immer beide Räder abgebremst. Dabei spielt es keine Rolle, ob Du nur einen oder beide Bremshebel betätigst. 2009 wurde ein CBS-ABS (Combined Sports) eingeführt, das speziell auf die Anforderungen und Bedürfnisse von Supersportler ausgerichtet wurde.
  3. Integral-ABS - Das Integral-ABS wird von BMW entwickelt und seit 2001 in zwei unterschiedlichen Versionen angeboten. Bei der Teilintegral-Ausführung bremst die Fußbremse ausschließlich das Hinterrad ab, während mit dem Handbremshebel beide Räder abgebremst werden.

Grenzen des ABS

Das Antiblockiersystem, das bei modernen Motorrädern zum Einsatz kommt, ist konzipiert, um bei Geradeaus-Vollbremsungen die Stabilität des Fahrzeugs aufrecht zu erhalten. Moderne Systeme ab der 3. Generation können sogar die Fahrzeug-Stabilität bis zu einem gewissen Grad in Kurven gewährleisten. ABS, die voll kurventauglich sind, befinden sich noch in Entwicklung. Das vielversprechendste System, das eine gewisse kurventauglichkeit ermöglichen soll, befindet sich bei Bosch in der Testphase. Bosch spricht in diesem Zusammenhang jedoch nicht von einem "Kurven-ABS", da eventuelle Situation eintreten können, wo das System nicht weiterhilft.

Dies ist auf die Tatsache zurückzuführen, dass physikalische und systembedingte Probleme bei einer Kurvenbremsung weiterhin bestehen bleiben. Vorsichtig sollte man bei älteren Antiblockiersystemen sein, da diese keinen Überschlagschutz besitzen. So kann beispielsweise bei der 2. ABS-Generation insbesondere die relativ hohe Schlupfregelung von bis zu 30 Prozent negative Folgen nach sich ziehen und bei haftfähiger Fahrbahn in Extremfällen zum Überschlag führen. Auch bei neueren Systemen sind einige Probleme vorhanden, die insbesondere bei welliger Fahrbahn oder Bergabfahrten zum Vorschein kommen.

Motorräder mit ABS

Bild Europa Flagge Durch die neue EU-Verordnung wird es mehr Motorräder mit ABS geben.

Obwohl sich das ABS bei Motorrädern im Vergleich zu AB-Systemen in PKWs in Vergangenheit nie so richtig durchsetzen konnte, gehört es heutzutage jedoch zum festen Bestandteil eines jeden modernen Motorrads. Dies ist vor allem der verbindlichen EU-Verordnung zu verdanken, die am 1. Januar 2017 in Kraft getreten ist. Vom 1. Januar 2017 an dürfen nämlich in der EU keine Motorräder mehr zugelassen werden, die nicht die neue Typgenehmigung erfüllen. Alle Motorräder ab 125 Kubikzentimeter müssen über ein AB-System der neuesten Generation verfügen und mit einer Onboard-Diagnose ausgestattet sein, um zugelassen zu sein.

Günstige Motorräder mit ABS

  • Honda CBF 600: Dieser einsteiger-freundliche Verkaufsschlager von Honda mit Viertakt-Motor und 78 PS Leistung überzeugt mit guter Dosierbarkeit, hoher Flexibilität und ansprechender Optik.
  • Touratech F 650: Dieses modifizierte, auf dem BMW F 650 basierende Modell, erinnert optisch stark an ein Motorcross und ist dementsprechend auch für Wüsten-Rallyes konstruiert und geeignet. Mit seinen 60 PS, dem einzylindrigen Viertakt-Motor und den 652ccm Hubraum, ist der Touratech allerdings auch auf Straßentauglichkeit ausgelegt.
  • Kawasaki ER-6n/f: Dieser japanische Vier-Zylinder mit 72 PS Leistung und 650ccm Hubraum ist in zwei verschiedenen Versionen zum Verkauf bereitgestellt: Zum einen als verkleidete (ER-6f) und zum anderen als unverkleidete (Er-6n) Variante. Das extrem sportlich gehaltene Design ist zwar definitiv ein Blickfang für jeden Motorrad-Freund, allerdings täuscht diese graziöse Optik etwas über das zu weiche Fahrwerk hinweg.
  • Kawasaki Versys: Dieses Modell von der selben Marke lässt sich quasi als kleiner Bruder der ER-6 bezeichnen: Serienmäßig mit dem gleichen Motor ausgestattet, bringt es die Versys allerdings nur auf 64 PS (8 PS weniger), was sie allerdings durch höhere Leistungen im niedrigen Drehzalbereich und eine hochwertige Federbasis wieder wettmacht. Diese Eigenschaften und das handliche wie präzise Design, machen diese Kawasaki zum perfekten Fahrzeug für sportliche Überlandetappen.
  • Suzuki Bandit 650/S: Dieser Leistungsstarke "Flitzer" von Suzuki bietet dem Fahrer trotz seiner recht gedrungenen Optik ganze 82 Pferde-Stärken und bis zu 200 km/h Höchstgeschwindigkeit. Dank dieser Ausstattung und dem verbesserten Windschutz, ist der Suzuki Bandit das ideale Fahrzeug für längere und zügige Autobahnfahrten und mit seiner regulierbaren Sitzhöhe sogar für großgewachsene Fahrer nutzbar.
  • Yamaha XJ 6/Diversion: Dieses 78 PS starke Modell von Yamaha ist ein wahres Leichtgewicht - Der Vierzylinder bringt ein Leergewicht von nur 211 Kilogramm auf die Waage, welches sich vor allem in dem graziösen Doppelschleifen-Rahmen widerspiegelt, der für ein dynamisches Gesamtbild sorgt.

Fazit

Ein Antiblockiersystem auch für Motorräder ist sehr sinnvoll, da es das Unfallrisiko erheblich senkt und für ein sichereres Fahrgefühl sorgt. Schon heute ist diese Technik in vielen Fahrzeugen serienmäßig vorhanden, auch in jenen aus einer niedrigeren Preisklasse.

 

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