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Pferderatgeber

Rempelnden Pferden fehlt oftmals der Respekt

Wenn ein 600 Kilogramm schweres Pferd einen nur gerade 70 Kilogramm schweren Menschen rücksichtslos anrempelt, dann ist das nicht nur respektlos, sondern auch sehr gefährlich aufgrund des unausgewogenen Kräfteverhältnisses. Die meisten Jungpferde können ihre Kraft noch nicht dosiert einsetzen und rempeln teils beabsichtigt, teils unbeabsichtigt Menschen und Artgenossen an.

Begriffsdefinition rempelnde Pferde

Rempelnde Pferde drängen sich an Menschen oder anderen Pferden vorbei, wobei es einen teils recht unsanften Körperkontakt gibt. Dabei wird die Individualdistanz unterschritten und es kommt häufig zu Konflikten. Von seinen Artgenossen bekommt das Jungpferd in der Regel eine Zurechtweisung für respektloses Anrempeln. Ebenso ist es Aufgabe des Ausbilders dem Tier einen respektvollen Umgang mit Menschen beibringen.

Verhaltensbeschreibung

Anrempeln kann auf verschiedene Weisen, in verschiedenen Situationen und aus unterschiedlichen Beweggründen erfolgen. Entsprechend der beabsichtigten Intention tritt das Verhalten in einer anderen Ausprägung auf. Drängt sich ein Pferd zu einer Ressource zwischen anderen Pferden hindurch oder an dem Mensch vorbei, dann ist es ein zielgerichtetes, kräftiges Beiseiteschieben. Es kann von Drohgesten begleitet sein. Rempelt ein Pferd den Menschen unbeabsichtigt an, weil es von einem Gegenstand erschrocken ist und sich einen genaueren Überblick verschaffen will, dann ist das Anrempeln ungerichtet und zeugt von zu wenig Aufmerksamkeit seitens des Pferdes. Anrempeln aus der Flucht heraus, beispielsweise beim Scheuen vor einem Gegenstand, ist die gefährlichste Variante. Hierbei erfolgt das Rempeln mit vollem Körpereinsatz ungerichtet und unkontrolliert.

Psychische Ursachen für rempelnde Pferde

Mangelnder Respekt vor Menschen bewirkt, dass ein Pferd die Individualdistanz unterschreitet. Erfährt es auf diese Unterschreitung keine Zurechtweisung, lernt es die Wohlfühldistanz des Menschen als nicht wichtig kennen. Dies ähnelt dem Verhalten rangniedriger Tiere. Das Ausbleiben einer Konsequenz auf die Unterschreitung der Individualdistanz ist also für ein Pferd das Zeichen, dass es von diesem Individuum keine souveräne Führung erwarten kann. Hierauf reagieren Pferde auf zwei Arten. Führungsbedürftige Pferde fühlen sich unsicher, entwickeln Angst und richten ihre Aufmerksamkeit auf das Erkennen von Bedrohlichen Situationen um sich selbst zu schützen. Selbstbewusste Pferde übernehmen den Führungsanspruch, zeigen Dominanz und erwarten, dass sich die Aufmerksamkeit auf sie richtet. Beide Fälle sind von einem Verlust an Aufmerksamkeit und Respekt dem Menschen gegenüber gezeichnet. Aus der Rücksichtslosigkeit und Unachtsamkeit heraus kommt es dann häufig zum Anrempeln.

Physische Ursachen für rempelnde Pferde

Mangelndes Gleichgewicht kann zu unbeabsichtigtem Anrempeln führen. Dies ist bei Jungpferden häufig der Fall oder bei Pferden, die in einer wenig abwechslungsreichen Umgebung untergebracht sind, sodass ihr Gleichgewichtssinn schlecht entwickelt ist. Defekte im Gehirn- und Nervensystem können ebenfalls zu Gleichgewichtsstörungen führen. Auch eine einseitige Blindheit ist eine mögliche Ursache, wenn Pferde scheinbar rücksichtslos Menschen und Artgenossen rempelt.

Ausbildungsfehler als Ursache

Pferde, die sich vertrauensvoll ihrem Menschen anschließen, eine gute Führung erfahren haben und von ihm die nötige Sicherheit bekommen, haben keinen Anlass ihre Bezugsperson anzurempeln. In der Ausbildung lernen junge Pferde, einem leichten Druck nachzugeben. Werden die Ausbildungsschritte zu groß gewählt oder mit einem zu starken Druck versucht, das Pferd zum Nachgeben zu zwingen, dann kann hierdurch eine Abwehrreaktion provoziert werden, die schlimmstenfalls in einem Kräftemessen zwischen Pferd und Mensch endet. In dieser Auseinandersetzung lernt das Jungpferd, dass es dem Menschen kräftemäßig deutlich überlegen ist. In Folge dessen passiert es später immer wieder, dass dieses Pferd seinen Körper einsetzt, um seine Interessen zu wahren und rempelt Menschen und andere Pferde, um sich Durchgang zu Ressourcen verschaffen oder sich der Arbeit zu entziehen.

Maßnahmen zur Verhaltenskorrektur

In erster Linie gilt es, den Respekt zurück zu gewinnen. Indem der Mensch strikt auf die Einhaltung seiner Individualdistanz besteht, kann er Konsequentes Handeln beweisen, was durch das Pferd mit Vertrauen und Respekt honoriert wird. Vor allem in der Bodenarbeit kann wieder Sicherheit vermittelt werden, damit sich das Pferd der Führung des Menschen wieder anschließen kann. Eine schnelle Abfolge verschiedener Übungen, ohne dabei hektisch zu werden, beschäftigt das Pferd und verbessert seinen Gehorsam. Als souveräne Bezugsperson ist es wichtig, auch in unübersichtlichen Situationen gelassen zu bleiben.

 

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